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Bericht 2016

Die dritte DeafIT Konferenz am 21. und 22. Oktober 2016 in Hamburg

DeafIT Konferenz 2016 Hamburg: Die Teilnehmer

Im Jahr 2016 ist die DeafIT Konferenz nach zwei Konferenzen im Süden, den Städten München und Nürnberg, in den hohen Norden, in die Hansestadt Hamburg gewandert.

Viele Teilnehmer aus allen Teilen Deutschlands – Hamburg, Berlin, Köln, Nürnberg, München, Husum – sind gekommen. Sogar aus Polen und Dänemark durften wir internationale Gäste wie auch Hörende auf der dritten Konferenz willkommen heißen. Wie im Jahr zuvor wurde die Konferenz barrierefrei in Gebärden-, Schriftsprache und Lautsprache übersetzt.

Die Begrüßung mit DeafIT Gründer Tobias Burz

Zu Beginn gab es eine Begrüßung und Einführung vom Gründer und Pionier der DeafIT Konferenz, Tobias Burz. Er stellte das Organisation-Team für die diesjährige Konferenz mit Manuel Gnerlich, Fabian Spillner, Nicole Weißkopf und Christian Beilborn vor und bedankte sich für deren Unterstützung und auch namentlich bei den Sponsoren. Unter anderem freute er sich, dass die Teilnehmeranzahl gegenüber den letzten Konferenzen auf über 60 Besucher gestiegen ist. Das zeigte wiederum, dass das Interesse und der Bedarf in Zukunft kontinuierlich ansteigen werden kann und wie wichtig diese einzigartige Konferenz für alle ist.

Die Themen der DeafIT Konferenz waren vielfältig und lagen auf höchstem Niveau, sodass jeder Teilnehmer vieles davon mit großem Interesse für ihre eigenen Arbeiten mitnehmen konnte und dazu einen Blick über den eigenen Tellerrand bekam.

delegs stellt die Vorteile der Gebärdenschrift vor

Die Konferenz ging am Freitagnachmittag mit zwei Vorträgen „Brille mit Live-Untertitelung“ von Hristo Trajkovski und „Gebärdensprache schreiben mit Java“ von delegs an den Start. Damit wurden zwei Projekte und deren Technik vorgestellt, die eine große Bereicherung in der heutigen Kommunikationstechnik für die Hörgeschädigten darstellen.

Die Teilnehmer bekamen einen Einblick in die Technik und Praxis der Live-Untertitelung mit der Brille. Sie konnten über diese Brille das Gesprochene von Vorträgen, Präsentationen, etc. live per Untertitel direkt in der Brille mitverfolgen, ohne ein Tablet oder Notebook nutzen zu müssen.

Es gibt keine Schriftsprache für die Gebärdensprache oder doch?
delegs bewies es und zeigte uns, dass es möglich ist, Gebärdensprache in bildlicher Schriftsprache über das Java-Programm zu übersetzen. Dadurch bietet diese Vorgehensweise den Benutzern die Möglichkeit, die Gebärdensprache erlernen, aufzuschreiben und lesen zu können.

Am Abend gab es ein geselliges, gemütliches Beisammensein, dem alljährlichen „gettogether“, im Restaurant “Schweinske” in Hamburg-Altona, wo sich alle Besucher näher kennenlernten und ihre Erfahrungen über ihre Arbeiten austauschen aber auch abseits der Arbeitswelt reden konnten.

Der darauffolgende Samstag war mit vielen Vorträgen und Themen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Informations- und Technologie-Branche gefüllt.

Die Programmiersprache NodeJS ist die neuere Programmiersprache nach PHP, die als Plattform für die Softwareentwicklung zum Betrieb von Netzwerkanwendungen und Webseitenprogrammierung genutzt werden. Dariusz Krzeminski (Softwareentwickler) zeigte uns anhand von Praxisbeispielen die Vor- und Nachteile der Programmiersprache NodeJS. Er ist der Ansicht, dass diese die Zukunft der dynamischen Webseiten einnehmen wird.

Nicole Weißkopf mit Community Management

Als folgende Referentin gab Nicole Weißkopf (Senior Community Managerin) einen Einblick in ihrem Berufsbild Community Management und ihren Praxisarbeiten. Sie erklärte den Unterschied zwischen den beiden Berufsbildern Community- und Social Media Management, die nicht gleich sind, wie die meisten dachten. Die Community bezeichnet man als eine Gruppe mit gleichen Interessen, egal ob Online oder Offline, währenddessen das Social Media für digitale Medien und Technologien wie Facebook, Twitter steht.

Manuel Gnerlich mit Microservice

Microservice durchlebt aktuell einen Hype in der Informationstechnologie-Branche. Hier erzählte uns Manuel Gnerlich (freiberuflicher Software-Berater) die geschichtlichen Hintergründe und Entwicklungen von Microservices. Microservices sind Architekturmuster von Informationstechniken und kleine sowie weitgehend entkoppelte Dienste in der komplexen Anwendungssoftware. Die kommunizieren untereinander über das Netzwerk. Mit Hilfe dieser Microservices können sie modular, wartbar und schnell entwickelt werden.

In der knapp zweistündigen Mittagspause konnten sich die Teilnehmer bei chinesischer Kost austauschen und noch näher kennenlernen. Dazu konnten sie die Sponsoren-Stände wie Phonak, delegs, Tess & Telesign, sowie weitere Stände im Foyer besuchen, einige Techniken testen, ausprobieren, sowie Informationen in Gesprächen oder Infobroschüren einholen.

Zum ersten Mal fand am Nachmittag ein Workshop zum Thema „Microservices bauen“ statt. Interessierte Teilnehmer bekamen von Fabian Spillner (Senior Software Engineer) eine Praxiseinführung, wie sie Microservices in Scala über das Finagle Framework implementieren können. Im Anschluss daran konnten sie selbst solche Services in Scala an ihren eigenen Laptops umsetzen und aktiv coden.

Parallel zum Workshop wurden zwei Vorträge zum Themenschwerpunkt Design vorgetragen. Uta Meißner (Informatikerin) gab Einblicke in das Thema Bildverarbeitung und klärte sowohl die Unterschiede zwischen der Bildverarbeitung und Bildbearbeitung auf, als auch wie wichtig die Bildverarbeitung im Druckbereich ist. In der Bildverarbeitung geht es in der Informatik und der Elektrotechnik darum, wie die fertig bearbeiteten Bilder, Fotografien oder Einzelbilder aus Videos für die Ausgabe im Druckbereich geprüft und via Signale übermittelt werden können. Hierbei zeigte sie auf, die wichtig die mathematischen Zusammenhänge für die Übermittlung sind.

Jolanta Paliszewska (Interfacedesign Studentin) zeigte bildhaft die Inhalte ihres Studiengangs, auch Schnittstellendesign genannt. Im Interface Design geht es darum die Interaktion über eine Bedieneroberfläche (Usability) zwischen Mensch und Maschine auf die Bedürfnisse des Menschen zu optimieren um einen positiven Effekt zu erzielen. Nach der anschließenden Kaffeepause kamen wieder alle Teilnehmer zu zwei weiteren Themen und der anschließenden Podiumsdiskussion zusammen.

Nun ging es mit dem Vortrag Industrie 4.0 weiter. Hier erzählten uns Martin Ostendorf (Wirtschaftsinformatiker) und seine hörende Kollegin Dr. Phanthian Zuesongdham (Leitung Corporate Process Management und smartPORT Programm Management), wie die Zone des zweitgrößten Containerhafens Europas in Hamburg durch smartPort vernetzt wird. Sie gaben uns Einsicht darin mit einem Video und Bildern, wie der Hamburger Hafen täglich viele Container im Welthandel mittels einem Cloud-basierten Steuerungssystem, dem SmartPort Logistic – einer Verkehrsmanagement-Software -, optimal und effektiv verschiffen, sowie weiter transportiert werden können.

Dr. Irmhild Rogalla mit der Keynote

Als letzte Rednerin kam Dr. Irmhild Rogalla (Wissenschaftlerin) mit dem Keynote „Berufliche Perspektiven in der IT und den Medien speziell für Hörgeschädigte“, der auch als Grundlage für die folgende erstmalige Podiumsdiskussion mit dem Thema „Speziellen Herausforderungen für Hörgeschädigte in der IT- und Medienbranche“ im Mittelpunkt bei der dritten DeafIT Konferenz in Hamburg diente.

Dr. Irmhild Rogalla erzählte uns von ihren Untersuchungsergebnissen in einer Studie, welche Berufe hörgeschädigte Menschen ausüben und welche Berufe ihnen eine Zukunft versprechen. Es sind hauptsächlich Berufe die in der IT-Branche zu finden sind, unter anderem Fachinformatiker, IT-Kaufmann, auch Designberufe wie Mediengestalter in Digital und Print oder Kaufmann/-frau für audiovisuelle Medien und Fotografen.

Mit diesem Grundlagenwissen begann die Podiumsdiskussion, die Tobias Burz (gl) als Moderator leitete und die Teilnehmer Dr. Irmhild Rogolla (sh), Dr. Hans-Günther Ritz (hd), Fabian Spillner (gl) und Manuel Gnerlich (gl) in die interessante Diskussion eingebracht hatte.

In dieser Diskussion gab es aufschlussreiche Erkenntnisse, dass zum größten Teil eine selbstständige Initiative, die Bereitschaft und der Mut seitens der Hörbehinderten erforderlich ist, die neuen IT Berufe in die Hand zu nehmen und somit von den „typischen“ alten Berufen loszulösen. Es gab eine Forderung, dass auch die Dolmetschereinsätze jederzeit für jeden IT-Einsteiger, IT-Fachkraft ohne bürokratische und finanzielle Hindernisse ermöglicht werden muss. Es wurde hierbei auch festgestellt, dass der Schulplan für die hörgeschädigten Schüler aufgrund der sich ständig veränderten Berufschancen so geändert werden muss, dass die Schulen die Schüler an die neuen Berufe führen zu können. Es wurde dort in der letzten Zeit oftmals angesprochen, aber bis jetzt immer noch nicht richtig umgesetzt.

Zum Abschluss der Diskussionsrunde haben die Teilnehmer übereinstimmend dafür plädiert, gemeinsam stärker in politischen, gesellschaftlichen und beruflichen Bereichen für die besseren beruflichen Chancen für die Hörgeschädigten im IT-Bereich einzusetzen. Wir freuen uns sehr, dass die Konferenz überdurchschnittlich positive Resonanzen erhalten hat. Natürlich gibt es noch Optimierungsbedarf, wie z.B. dass dieses Jahr die Induktionsschleife für Hörgeräten- und CI-Träger wieder zur Verfügung stehen soll. Auch soll eine ruhigere Raumumgebung, technische Verbesserungen, mehr Transparenz, mehr Workshops geben.

Das DeafIT Team nimmt diese Wünsche sehr ernst und bedankt sich für das offene Wort und das Feedback aller Teilnehmer der DeafIT Konferenz 2016 in Hamburg. 
Die Konferenz wird von Jahr zu Jahr verbessert und optimiert!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Sponsoren und Helfern für die tolle Unterstützung dieser Konferenz, bei den Gebärdensprachdolmetscherinnen, die herausragende Übersetzungen geleistet haben, den Schriftdolmetschern und den Teilnehmern, ohne diese die tolle Konferenz nicht zu erfolgreichem Abschluss gekommen wäre.

Der Ort und das Datum der nächsten 4. DeafIT Konferenz wird sehr bald bekanntgegeben! Herzliches Dankeschön und wir sehen uns bei der nächsten Konferenz wieder!

Euer DeafIT Team

Text: Tobias Burz, Nicole Weißkopf
Bilder: DeafIT

DeafIT Konferenz 2016 – Sponsored by

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hearZONE (jetzt sonos) eine Zeitschrift für Hörbehinderte & Interessierte

In der neuen hearZONE (jetzt sonos) – Oktoberausgabe Nr. 34 gibt es ein Interview mit  Tobias Burz und Nicole Weißkopf vom DeafIT-Team zur 3. DeafIT Konferenz in Hamburg. Hier geht es zur hearZONE Oktoberausgabe Nr. 34

11. November 2016 – hearZone: 3. DeafIT Konferenz in Hamburg
11. Oktober 2016 – hearZONE: Im Gespräch: Tobias Burz & Nicole Weißkopf
26. September 2016 – hearZONE: 3. DeafIT Konferenz in Hamburg

Weitere Presseinhalte:

kobinet Nachrichten vom 23. August 2016: Konferenz von DeafIT
Taubenschlag vom 5. September 2016: Dritte DeafIT-Konferenz
GMU – Gehörlosenverband München und Umland vom 18. September 2016: 3. DeafIT in Hamburg
gebärdenwelt.tv: DeafIT Konferenz 2016 in Hamburg
Vibelle: DeafIT-Konferenz 2016
Schlappohren-HD, Selbsthilfegruppe für Schwerhörige und Ertaubte Heidelberg: DeafIT Konferenz im Oktober in Hamburg
Schnecke-Online: DeafIT-Konferenz 2016